Kapitel 3
Verletzungen durch Überdehnung
Arterielle Gasembolie
- Was passiert:
- Taucher hält Atem beim aufsteigen an
- Alveolen reißen, bei Überdruck von mehr als 0,12 bar
- Gasblasen strömen in Zirkulationssystem der Lunge und pulmonalen Kapillarbett
- Gasblase werden über Lungenvene zum Herz, in die Halsschlagadern, zum Gehirn gebracht
- Gasblasen dehnen sich beim Aufstieg aus und blockieren kleine Gefäße
- Folgen
- Gewebeschädigungen
Pneumothorax
- Austritt von Atemgas in Pleuraspalt (zwischen Rippenfell und Lungenfell)
- Folgen
- Kollabieren der Lunge
- mgl. Druck auf das Herz und Beeinträchtigung der Zirkulation
Subkutanes Emphysem
- Luft entweicht in Körpergewebe um das Herz und steigt an Luftröhre nach oben, in Bereich oberhalb des Schlüsselbeines und den Nackenbereich
Mediastinales Emphysem
- Atemgas entweicht in Raum in der Brustmitte der das Herz und andere Organe umschließt
- übt Druck auf umgebenden Blutgefäße aus
Lungenüberdehnungsverletzungen: Anzeichen und Symptome
Lungenriss
- Ziehe im Brustkorb
- Blut im Mund
Arteriellen Gasembolie
- Bewusstlosigkeit
- oft noch vor dem Erreichen der Oberfläche
- oder 4 bis 6 Minuten nach dem Auftauchen
- Bewusstlosigkeit muss immer als mögliche Embolie behandelt werden!
- muss schnellstmöglich rekomprimiert werden
zerebralen Gasembolie
- ähnelt Schlaganfall
- schleppende Sprechweise
- Verwirrung
- Schwäche in einem oder mehreren Körperteilen
- auf beiden Seiten des Körpers
- Störung von Empfindung, Muskelbewegung oder Koordination
Pneumothorax
- wie Mediastinales Emphysem
- Atemprobleme
- bei zu viel Druck auf das Herz, Tod
subkutanes Emphysem
- Schwellungen im Hals und Nackenbereich
- Knistern beim Berühren der Schwellung
- Veränderung der Stimme
- Atemprobleme
Mediastinalen Emphysem
- Brustschmerzen
- Atemprobleme
- Schwäche
- Kollaps durch Druck der Gasansammlung auf das Herz
- Blaufärbung der Lippen und Nagelbetten
Überdehnungsverletzungen: Vermeidung
- Atme fortwährend und halte beim Tauchen niemals die Luft an. Es ist absolut notwendig, ein gleichmäßiges Atemmuster zu entwickeln. Atme nie explosionsartig oder unregelmäßig aus.
- Tauche nie mit Atembeschwerden. Wenn du Probleme mit der Lunge hattest (Asthma, Tuberkulose, Pneumonie), die zur Narbenbildung im Lungengewebe geführt haben, konsultiere einen Lungenarzt um sicherzustellen, dass du fit zum Tauchen bist.
- Rauche nicht! Rauchen wird in Verbindung mit Lungenerkrankungen verdächtigt, zu einem Nachlassen der Elastizität der Alveolen zu führen. Damit verlieren sie ihre Flexibilität in Überdrucksituationen. Stärke deine Kondition durch regelmäßiges Herz- und Kreislauftraining.
- Tauche mit einem hochwertigen, gut passenden Total Diving System. Lass die Ausrüstung regelmäßig warten und verwende sie sachgemäß während den Tauchgängen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass du in der Lage bist, deine Tauchtiefe zu halten. Dies verhindert das Auftreten von Situationen, die eine Überdehnungsverletzung nach sich ziehen können.
- Nimm dir Zeit! Steige langsam auf und überschreite nicht die maximale Aufstiegsgeschwindigkeit von 9 Metern pro Minute. Schaue bei jedem Aufstieg nach oben. Auf diese Weise stellst du sicher, dass deine Atemwege geöffnet sind und der Weg zur Oberfläche frei ist.
Überdehnungsverletzungen: Erste Hilfe/Behandlung
- Behandlung auf Schock
- Gabe von Sauerstoff (falls du qualifiziert bist).
- Überwachung der Vitalfunktionen und Durchführung einer Herz-Lungen Wiederbelebung (falls du dazu qualifiziert bist).
- Fordere so schnell wie möglich ärztliche Hilfe an (Notfallambulanz und Dekompressionskammer).
Dekompressionskrankheit (DCS)
Anzeichen und Symptome der Dekompressionskrankheit
- tiefsitzende anhaltende Schmerzen in den Gelenken
- juckender Hautausschlag
- Sehstörungen
- Lähmungserscheinungen
- Schwäche
- Verlust der Fingerfertigkeit
- Schwindel
- Benommenheit
- Atemgeschwindigkeit
- Kopfschmerzen
- Bewusstlosigkeit
- Gedächtnisverlust
- Übelkeit
Dekompressionskrankheit: Erste-Hilfe und Behandlung
- nur von medizinischem geschultem Fachpersonal
- meist durch Rekompression
Sollte medizinische Hilfe nicht sofort zur Verfügung stehen, führe bei allen Überdruckverletzungen und Dekompressionsunfällen folgende Erste-Hilfe Maßnahmen durch:
Setze einen Notruf ab und folge den Anweisungen für die Behandlung des Patienten und dessen Transport in eine medizinische Einrichtung.
Behandle auf Schock und überwache die Vitalfunktionen.
Wenn du entsprechend qualifiziert bist, verabreiche Sauerstoff.
Führe, falls erforderlich, eine HLW (Herz-Lungen-Wiederbelebung) durch.
Bringe NIEMALS einen Taucher wieder unter Wasser, um eine nasse Rekompression durchzuführen. Du musst IMMER vor jedem Tauchgang einen schriftlichen Notfallplan parat haben. Schreibe dir die Notfallnummern und Funkfrequenzen der Küstenwache und andere hilfreiche Informationen in dein SSI MySSI Logbook.
Richtige Aufstiegstechniken
- Aufstiegsgeschwindigkeit von maximal 9 Metern pro Minute nicht überschreiben
- Sicherheitsstopp bei 5 Meter für 3 bis 5 Minuten
Fliegen nach dem Tauchen
- Vor dem Fliegen mindestens 24 Stunden nicht tauchen
Stickstoffnarkose
Stickstoffnarkose: Anzeichen und Symptome
Symptome aufgelistet nach zunehmender Tiefe, beginnend bei 30 m
- Schwindel, Taubheit und zunehmendes Selbstbewusstsein/ Euphorie
- Ungewöhnliches Verhalten
- Verlust der Beweglichkeit
- Benommenheit
- Seh- und Hörstörungen
- Unfähigkeit, einem Tauchplan zu folgen
- Fahrlässigkeit gegenüber der eigenen Sicherheit
- Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und des Zeitgefühls
Stickstoffnarkose: Vermeidung
Tauchgänge unter 18 m erst mit zusätzlicher Ausbildung absolvieren
Stickstoffnarkose: Behandlung
Kontrolliert in flachere Tiefen aufsteigen
Sauerstoffvergiftung (ZNS)
Sauerstoffvergiftung: Anzeichen und Symptome
- Krämpfe
- visuelle Störungen
- Einengung des Gesichtsfeldes
- Ohrensausen und Klingeln
- Übelkeit
- Muskelspasmen
- Persönlichkeitsveränderungen
- Schwindel
- Orientierungsstörungen
Symptome treten nicht zwingend vor eintreten der Krämpfe auf!
Sauerstoffvergiftung: Vermeidung
- Tauche niemals mit reinem Sauerstoff als Haupt-Atemgas.
- Analysiere immer den Flascheninhalt, wenn du mit einem anderen Atemgas als Luft tauchst.
- Überschreite niemals einen Sauerstoffpartialdruck (PPO2) von 1,4 bar.
Kohlendioxid-Überschuss (Hyperkapnie)
Kohlendioxidüberschuss oder Hyperkapnie: Anzeichen und Symptome
- Stress
- Angstzustände
- Kopfschmerzen
- Verwirrung
- irrationales Verhalten
- Benommenheit und Bewusstlosigkeit
Kohlendioxidüberschuss oder Hyperkapnie: Vorbeugung
- Atme fortwährend tief und regelmäßig. Versuche nicht, Atemgas zu sparen, indem du deine Atemrate reduzierst oder flacher atmest.
- Verwende ein hochwertiges Total Diving System, das zu dir passt, und lass dieses regelmäßig warten.
- Tauche nicht tiefer als 30 Meter.
- Bleibe immer neutral tariert, um Überanstrengung beim Tauchgang zu vermeiden.
- Wenn du merkst, dass du dich während eines Tauchgangs zu sehr anstrengst, halte inne. Tauche vorsichtig auf, wenn du deine Atmung nicht unter Kontrolle bekommst. Unter Wasser bist du dem steigenden Partialdruck von Kohlendioxid genauso ausgesetzt wie dem von Sauerstoff und Stickstoff. Es kann sein, dass du dich in der Tiefe nach Anstrengung nicht so schnell erholen kannst wie an der Oberfläche.
Kohlendioxidvergiftung: Behandlung
- Versorge das Unfallopfer mit frischem, nicht kontaminiertem Atemgas.
- Verabreiche Sauerstoff, falls du dazu qualifiziert bist.
- Führe Wiederbelebungsmaßnahmen durch (falls notwendig).
- Kontaktiere medizinische Notfalleinrichtungen (falls notwendig).
Kohlenmonoxidvergiftung
Kohlenmonoxidvergiftung: Anzeichen und Symptome
- Rote Lippen und Nagelbetten
- Kopfschmerzen
- Benommenheit
- Übelkeit
- Schwäche
- Unkoordinierte Bewegungen
- Verwirrung und Unfähigkeit, diese zu erklären.
- Bewusstlosigkeit
- Atemversagen
Kohlenmonoxidvergiftung: Ursachen und Vermeidung
Verwendung von verunreinigten Atemgas.